Freitag, 12. Juni 2020
HOLUNDER
Über den Holunder hatte ich kürzlich schon mal kurz etwas geschrieben. Schließlich wird dieser Baum dem Mai-Vollmond zugeordnet.
Nun wäre es natürlich langweilig, einfach wieder den Text aus dem Vollmond-Artikel zu kopieren. Also...was Anderes zum Holunder.

In meinem Kopf blitzt eine dunkle Erinnerung. „Mutter Holunder“… so heißt ein Buch in meinem Regal. Eine Märchensammlung von Hans Christian Andersen. Sehr schöne und bekannte Werke stammen von ihm. Der standhafte Zinnsoldat zum Beispiel. Oder die kleine Meerjungfrau, deren Leben im Original tragisch endet, bevor Disney ein familientaugliches Ende dazu gestrickt hat. Aber der Holunder…??

Das Märchen könnt Ihr bei Interesse auch online finden. Ich möchte Euch einen schönen Ausschnitt kurz hier zitieren, den ich so passend fand.
„Manche nennen mich Mutter Holunder, andere nennen mich Dryade, aber eigentlich heiße ich Erinnerung. Ich bin es, die im Baume sitzt, der wächst und wächst. Ich kann mich an alles erinnern, ich kann erzählen.“

Damit ist eigentlich schon sehr viel zum Holunder gesagt. Im Englischen heißt dieser Baum auch „Elder“, was so viel wie „Älterer“ bedeutet. Der Holunder weist uns auf unsere Verbindung zu den Älteren, zu unseren Vorfahren hin. Als Ahnenbaum galt er bei den alten Germanen. Hatte man einem Holunder vor dem Haus, konnte man sicher sein, dass der Sippengeist darin sitzt und Haus und Familie beschützt.
Als Baum der Erinnerung und der Älteren soll uns der Holunder auch ein Zeichen dafür sein, dass jeder von uns eines Tages zu den Älteren gehören wird. Und dass damit nicht nur Erinnerungen verbunden sind, sondern eine gewisse Art von Verantwortung und Vorbildfunktion für die Jüngeren ebenfalls zum Ältersein gehört.

Ein weiterer Text, der mir einfällt, wenn ich mich mit dem Holunder beschäftige, ist das Kinderlied „Ringel Ringel Reihe.“
„… sind der Kinder Dreie. Sitzen unterm Holderbusch und machen alle Husch Husch Husch.“
Hier steckt auch ein Verweis zur Sage um die Göttin Holle oder Holda, deren Zuhause ebenfalls der Holunder ist. Man sagt, sie sei die Hüterin der ungeborenen Kinder. In ihrem Brunnen – durch den im Märchen „Frau Holle“ die Gold- und die Pechmarie das Land der Holle betreten, schwimmen die kleinen „Seelchen“ und warten auf ihre Geburt… vielleicht unter einem Holunder.

Nicht nur durch Holles Brunnen kann man in eine andere Welt gelangen. Man sagt auch, dass der Stamm des Holunders in die Anderswelt wächst. Man erreicht diese Welt, wenn man bei einer Schamanischen Reise den Stamm des Holunders hinunter klettert.

Als Schutzbaum hat der Holunder noch eine weitere Aufgabe. Er soll negative Energien aus der Umgebung sammeln und durch seinen Stamm in die Erde ableiten. Deshalb wurde in früheren Zeiten davon Abstand genommen, den Holunder als Feuerholz zu verwenden. Da hätte man sich allerhand Negatives ins Haus zurückgeholt. Außerdem war der Holunder sowieso so hoch angesehen, dass man im Vorbeigehen den Hut zog und vermutlich schon aus diesem Grund nie gewagt hätte Hand oder Säge an diesen Baum anzulegen.

Zu guter Letzt gibt es den Holunder auch als Globuli in der Homöopathie. Als Sambucus nigra wird er bei Atemwegserkrankungen eingenommen. Bei nächtlicher Atemnot oder Hustenanfällen. Schwerpunkt liegt hier auf der Nacht. Und auch auf Ängsten, die vor allem im Dunkel auftreten. Und vielleicht dem einen oder anderen das Atmen schwer machen. So etwas wird auch „Alpdrücken“ genannt. Ein Alptraum, der sich schwer auf die Brust legt.

Zum Holunder bzw. zum Märchen „Mutter Holunder“ habe ich hier noch eine kleine Aufgabe im Internet gefunden. Kindgerecht geht man hier an das Märchen und an den Genuss von selbst gemachtem Holundertee heran.

(https://hypersoil.uni-muenster.de/1/…/p…/Pflanzen/4.08AB.pdf
)

Dass die Heilwirkung dieser Getränke auf wundersame Weise auch die Phantasie anregen kann, kannst du hier entdecken.

1. Forscht in einem Heilpflanzenbuch oder in einem Buch über alte Hausmittel nach, was dort über den Holunder steht!
2. Besorgt euch aus der Apotheke oder im Reformhaus Holunderblütentee oder Holunderbeerensaft (haben vielleicht auch eure Eltern oder Großeltern)!
3. Macht es euch mit Tee oder Saft gemütlich!
4. Lest euch den Märchenanfang gegenseitig und reihum vor!
5. Überlegt und erzählt euch, wie die Geschichte wohl weitergehen könnte! Wenn ihr mögt, könnt ihr sie auch aufschreiben!





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