Sonntag, 12. April 2020
Das EI
Da Vögel in der Winterzeit keine Eier legen, galt der Beginn des neuen Eierlegens als sicheres Zeichen für den Frühling, für die neu beginnende Fruchtbarkeit.
Eine Henne legt nämlich erst dann Eier, wenn ihre Retina, also der Teil des Auges, der das Licht einfängt, mehr als 12 Stunden am Tag von Licht stimuliert wird (heute wird im Winter mit künstlichem Licht nachgeholfen, früher konnten sich die Menschen nur im Frühling und Sommer von Eiern ernähren).
Die früher nicht eingesperrten Hühner legten diese ersten Eier natürlich irgendwo in der Gegend ab, also blieb den Menschen nichts anderes übrig, als diese zu suchen. So ist vermutlich auch der Brauch des Eiersuchens entstanden


Das Ei. Was ist das eigentlich?

Für die meisten von uns mittlerweile doch eher als die in der Küche verarbeitete unbefruchtete Version. Hartgekocht gibt es sie hin und wieder zum Abendessen bei uns und immer wieder kommt bei meiner vierjährigen Tochter dann die Frage auf, wie das denn mit dem Küken ist. Ob denn aus ihrem Ei abends nicht auch plötzlich mal ein Küken rauskommen kann.
So macht man sich doch dann hin und wieder Gedanken zum Ei.


Eigentlich ein Wunderwerk.
Dieses ovale Ding mit der harten Schale und all dem Glibber innen drin. Wird es befruchtet und bekommt es dann auch die nötige Wärme, so wächst in seinem Inneren neue Leben.
Das Ei wurde daher immer schon als Geschenk alles Weiblichen begriffen. Es steht für das ganze Potential, das in ihm steckt und es ist damit auch Symbol für die aus dem Winterschlaf erwachende Natur.

In vielen Kulturen gibt es Legenden über das ursprüngliche Ei aus dem die Welt entstand.Zum Beispiel, dass zu Beginn der Zeit die Große Göttin das Weltenei bzw. gleich mehrere Eier gebar, das goldene Ei der Sonne legte, selbst einem Ei entstieg bzw. Eier hütete. Zahlreiche Göttinnen sind selbst einem Ei entschlüpft oder werden als das „Ur-Ei“ begriffen.

Sehr schön ist die Geschichte vom Weltenei, das die Große Göttin selbst legte. Sie wärmte es zwischen ihren Brüsten und ließ es Jahrtausende reifen. Als sich die ersten Sprünge in der Schale zeigten, nahm es die Göttin behutsam und legte es ins große Dunkel. Dort sprang die Schale auf und heraus fiel die ganze Welt, Erde und Wasser, Tiere und Pflanzen. Und aus dem Dotter entstand die Sonne.

Eier sind bei unserem Osterfest nicht wegzudenken, obwohl in der biblischen Ostergeschichte Eier nicht erwähnt werden.
Ein christlicher Erklärungsversuch zu den „heidnischen“ Ostereiern ist, dass das Ei etwas verborgen hält und damit wie ein verschlossenes Grab ist, in welchem Leben eingeschlossen ist. Damit soll die Beziehung zur Auferstehung Christi deutlich werden. Eigentlich eine eigenartige Sichtweise, dass ein Grab das Leben einschließt. Oder vielleicht doch nicht so sonderbar, wenn es sich dabei um die Wiedergeburt handelt?

Das Ei ist der Ursprung des Lebens, ein „Wunderwerk“, das aus dem Weiblichen kommt – aus weiblichen Vögeln, Tieren, Menschenfrauen. Dieses große weibliche Mysterium geht im christlichen Osterfest völlig verloren.
Obwohl die Große Göttin, die Weiblichkeit auch in unseren Backwerken zu Ostern noch vorhanden ist.

Sicherlich werden einige von uns zu Ostern einen kleinen Hefekranz auf dem Frühstückstisch haben, in dessen Mitte ein buntes Ei liegt. Selbst gebacken oder selbst gekauft.
Den Ursprung hat dieses Gebilde im jüdischen Pessach-Fest:

Am Vorabend und Auftakt des Pessach-Festes, dem sogenannten Sederabend, bei dem an den Auszug aus Ägypten gedacht wird, werden süße Brote gebacken, die in der Mitte einen Einschnitt haben und in die ein rotes (fruchtbares) Ei gelegt wird. Dieser Einschnitt symbolisiert die Vulva, als Symbol der Fruchtbarkeit.
Die drei ineinander geflochtene Teigstränge stellen die Trinität der Göttin dar (Jungfrau, Mutter und Weise Alte).

Ursprünglich wurden die Eier rot bemalt – das Blut der Göttin. Für junge Mädchen, die zu Ostara ihre erste Monatsblutung bekamen, wurden besondere Initiationsrituale gefeiert. Ihr Blut war etwas ganz Besonderes, es wurde aufgefangen und zum Segen der Ernte in einem Ritual der Erde übergeben, um die Fruchtbarkeit der Felder magisch zu verstärken.

Bei uns haben sich für Ostereier alle möglichen Farben und Dekorationsideen durchgesetzt.
Ihr könnt die Eier auch selbst bemalen, spezielle Farben für Euer Ostara-Ritual verwenden, oder sie mit besonderen Symbolen für die Göttin schmücken wie z.B. Spiralen oder Wellenlinien.

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